Online-Präsentation von Jacob Bernoullis Reisebüchlein
Die Bernoulli-Euler Gesellschaft stellt ein weiteres Dokument aus dem Nachlass der Bernoullis online zur Verfügung. Das Reisebüchlein von Jacob Bernoulli, das dessen Aufzeichnungen seiner Reisen in der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und England enthält.
Seit 2022 sind gescannte Aufnahmen des Reisbüchleins auf der Plattform e-manuscripta verfügbar; eine maschinenschriftliche Transkription war bereits in den 1950er Jahren durch Ruth Eglinger für die Bernoulli-Edition in Basel angefertigt worden. Nun legen Dr. Sepideh Alassi und ihr Team am Digital Humanities Lab der Universität Basel eine digitale Edition des Dokuments vor. Die Online-Edition von Jacob Bernoullis Reisebüchlein aus den Jahren 1676–1683 findet sich auf der neuen Plattform «Bernoulli Euler Digital».
Jacob Bernoulli (1654–1705) schloss mit 21 Jahren sein Theologiestudium an der Universität Basel ab und wurde im März 1676 als reformierter Pfarrer ordiniert. Im August desselben Jahres ging er auf Reisen; insgesamt verbrachte er einen grossen Teil der folgenden sieben Jahre unterwegs. Er arbeitete als Privatlehrer in Genf, im Südwesten Frankreichs und in den Niederlanden; 1682 kehrte er mit einem Abstecher nach London quer durch Deutschland nach Basel zurück. Im folgenden Sommer unternahm er nochmals eine "Spazierreise" durch die Schweiz, bevor er seine akademische Karriere als Naturwissenschafter begann: in der Folge hatte er von 1687 bis zu seinem Tod in seiner Heimatstadt den Lehrstuhl für Mathematik inne und wirkte als einer der führenden Forscher auf diesem Gebiet.
Ein autographes Dokument, das sich in Bernoullis Nachlass in der Universitätsbibliothek Basel erhalten hat, berichtet von seinen "Wanderjahren": ein kleinformatiges Reisebüchlein von 195 Seiten. Bernoulli beschreibt darin von Tag zu Tag, wo und wie er unterwegs war: zu Pferd, in der Postkutsche, auf Booten oder zu Fuss. An den Orten, wo er einige Zeit blieb – von ein paar Tagen bis zu über einem Jahr –, machte er sich Notizen zu Land und Leuten, zu Sehenswürdigkeiten und Lebensgewohnheiten, zu Unterkünften und Reisekosten. Einen Teil seines Unterhalts bestritt er aus den Entschädigungen für seine Arbeit als Tutor: In Genf unterrichtete er eine junge Dame, die durch eine Krankheit erblindet war; in einer Kleinstadt im Limousin erzog er die Kinder einer örtlichen Adelsfamilie und wirkte als Pastor; später gehörten der Sohn eines Anwalts in Bordeaux und ein junger Berner in Leiden zu seinen Schülern. Die Menschen, denen Jacob Bernoulli begegnete, trugen sich oft auch in sein "Stammbuch" (Album amicorum) ein.